Ein Buch entsteht

Das Versprechen.

Im April 2021 wurde, durch ein Versprechen, der Grundstein gelegt für „Lisas Geschichten“.

Eine gute Bekannte (sie heißt Helga) hatte mir bei einem Telefonat erzählt, dass ihr die „Lisa Geschichten“ ausgehen. Da ich nicht wusste, wer ist Lisa und was hat es mit den Geschichten auf sich, fragte ich nach. Helga arbeitet in einem Haushalt mit drei Kindern als „Super Nanny“ und ist unter anderem für das leibliche Wohl der Kinder verantwortlich. Sie sagte mir, dass sie seit geraumer Zeit den Kindern beim Essen spontan eine „Lisa Geschichte“ erzählte.

Die Kinder, der Junge war 5 Jahre alt, die beiden Mädchen 7 und 9 Jahre, durften sagen, was in der Geschichte vorkommen soll. Der Junge wollte immer etwas mit einem Feuerwehrauto und die Mädchen etwas mit Reiten und einer guten Fee. Und so kam es, dass Helga nach einiger Zeit keine Geschichten mehr einfielen. Sie fragte mich, ob ich ihr helfen könnte.

Ohne lange zu überlegen, versprach ich Helga, ich schreibe Dir eine „Lisa Geschichte“ und schick sie Dir per Mail zu.

Am darauffolgenden Wochenende saß ich dann an meinem PC und begann die erste „Lisa Geschichte“ zu schreiben. Da ich nur wenige Vorgaben hatte, konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen. Nach einiger Zeit war die Geschichte geschrieben und ich konnte sie an Helga schicken.

Ich hatte mein Versprechen eingelöst und war mit meiner Arbeit zufrieden.

Einige Tage später rief Helga mich an. Sie bedankte sich für die „Lisa Geschichte“ und erzählte mir wie euphorisch die Kinder darauf reagierten und wieviel Spaß sie beim Zuhören hatten. 

Sie haben Helga gefragt, ob ich nicht noch mehr „Lisa Geschichten“ schreiben kann. Noch besser wäre, wenn ich ihnen ein Buch schreiben würde. Und Helga bekräftigte diesen Wunsch, da auch sie von der „Lisa Geschichte“ begeistert war.

Das kleine Versprechen.

Mit dem Bewusstsein, dass ich von Büchern schreiben keine Ahnung hatte, sagte ich Helga zu, diese Idee zu prüfen. Nachdem ich zwei Tage darüber nachgedacht hatte, besprach ich die „Sache“ mit meiner Frau und meiner Tochter. Sie hatten die Geschichte auch gelesen und fanden sie super.

Auch wenn ich ein mulmiges Gefühl dabei hatte, entschloss ich mich die Herausforderung anzunehmen. Ich hatte ja die Möglichkeit, zu jeder Zeit das Projekt zu stoppen.

Mit dieser Einstellung schrieb ich Helga, dass ich die nächsten Geschichten schreiben werde und sie ihr zum Probelesen zukommen lassen wollte. Ohne Zeitdruck schrieb ich dann die Geschichten 2 und 3. Schnell waren weitere Probeleserinnen gefunden und die Resonanz war sehr positiv.

Es wird ernst.

Drei schöne Geschichten sind kein Buch. In den kommenden Monaten lernte ich Schritt für Schritt wie Bücherschreiben geht. Viele Stunden habe ich mit Google verbracht und Ratschläge für Neubuchautoren studiert. Mir wurde klar, dass die schreibende Kunst ein eigenes und schönes Handwerk ist. Für mich war alles Neuland und ich hatte noch vieles zu lernen.

An einem Sonntagabend habe ich im Internet nach einer Illustratorin oder Illustrator gesucht. Ich kam dann durch Zufall auf die Website von Lisa Stachnick. Was ich dort sah, hat mich fasziniert. Die Figuren die Lisa Stachnick zeichnete, sahen aus, als wenn sie lebendig wären. Ich konnte in ihren Gesichtern Emotionen erkennen. Das hatte ich auf keiner anderen Seite gesehen. Kurz entschlossen schrieb ich Lisa Stachnick an und fragte, ob sie an meinem Projekt „Lisas Geschichten“ mitarbeiten wollte.

Lisa Antwortete mir in einer zweiseitigen Mail. Darin gab sie mir wichtige Hinweise / Strukturen für die Arbeit und sprach auch über anstehende Kosten. Danach war ich erstmal ein wenig geschockt. Worauf ich alles achten musste, ging zunächst über meine Vorstellungskraft.

Ich stand am Scheideweg: Das Projekt beenden oder doch fertigstellen.

Nach zwei schlaflosen Nächten und einem Gespräch mit meiner Frau und meiner Tochter, konnte ich die Mail mit anderen Augen sehen. Ich wollte mich der Herausforderung stellen. Aufgeben ist keine Option.

Von diesem Tag an wurde die Zusammenarbeit mit Lisa Stachnick intensiviert. Sie wurde nicht nur meine Illustratorin, sie wurde meine Beraterin, meine Mentorin. Es macht bis heute (und ich hoffe auch die nächsten Jahre) sehr viel Spaß mit ihr zusammen zu arbeiten.

Nachdem ich eine Illustratorin gefunden hatte, suchte ich nach einem Lektorat und Korrektorat. Es mussten viele Termine abgestimmt werden. Ich erkundigte mich in einer Druckerei und habe mich über den Entstehungsprozess von Büchern vor Ort informiert.

Ganz nebenbei habe ich weitere Lisa Geschichten geschrieben, neue Ideen entwickelt und geprüft, inwieweit sie umsetzbar sind.

Stück für Stück wurde „Lisas Geschichten“ fertig gestellt und in eine druckfertige Datei umgewandelt. Ich weiß nicht genau, wieviele Stunden ich in „Lisas Geschichten“ investiert habe. Aber ich bin mir sicher, dass sich jede Minute davon gelohnt hat.

Zum Schluss.

Jetzt, da die ersten gedruckten Bücher auf meinem Schreibtisch liegen und ich die letzten 12 Monate Revue passieren lasse, bin ich mir sicher wir haben ein schönes Vorlese- und Lesebuch für Kinder und Erwachsene gemacht.

Leseprobe

Lisas Geburtstagswunsch

 

Lisas Geburtstagswunsch

In Lisas Familie wird sich für das Geburtstagskind immer ganz besonders viel Mühe gegeben. Mama deckt den Frühstückstisch an solchen Tagen besonders hübsch und mit den leckersten Sachen, sodass jeder sein Lieblingsfrühstück genießen kann. An der Wand hängt eine Girlande, auf der „Herzlichen Glückwunsch!“ steht, außerdem stehen Blumen auf dem Tisch, für jedes Lebensjahr wird ein Teelicht angezündet und alle Geschenke und Geburtstagskarten, die bis dahin eingetrudelt sind, stehen schon bereit.

Die Familie wartet, bis das Geburtstagskind wach ist, und dann wird es erst mal von jedem ganz fest in den Arm genommen und beglückwünscht. Sobald alle Geschenke ausgepackt sind, wird gemütlich zusammen gefrühstückt.

 Als Lisas zehnter Geburtstag kurz bevorstand, wünschte sie sich etwas ziemlich Großes. Aber leider musste sie diesen Wunsch ganz schnell wieder begraben, und das kam so:

 Anna hatte im letzten Herbst angefangen, in die Reitstunde zu gehen, und seitdem sprachen die Freundinnen immer wieder davon, wie schön es doch wäre, zusammen durch die Wälder zu reiten. Doch da gab es ein Problem: Lisa ging gar nicht in den Reitunterricht, und so konnte sie Anna bei ihren Reitstunden nur zusehen. Das war kein schönes Gefühl.

Und so war Lisas sehnlichster Geburtstagswunsch, Reitstunden nehmen zu dürfen, wozu natürlich auch eine eigene Reitausrüstung gehörte. Als sie Mama diesen Wunsch offenbarte, hörte die aufmerksam zu und sagte erst mal gar nichts. Nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte, nahm sie Lisa in den Arm, sah ihr tief in die Augen und sagte: „Mein lieber Schatz, ich kann verstehen, wie sehr und warum du dir das wünschst. Aber das kostet sehr viel Geld. Wir sparen doch im Augenblick für unseren Sommerurlaub … Deshalb glaube ich nicht, dass wir dir diesen Wunsch jetzt erfüllen können. Aber rede doch auch noch mit Papa darüber, okay?“

Obwohl Mama das sehr lieb gesagt hatte, war Lisa enttäuscht und den Tränen nahe.

Abends, als Papa wieder zu Hause war, erzählte Lisa auch ihm von ihrem sehnlichsten Wunsch, doch leider sagte der dasselbe wie Mama.

Und so kam es, dass Lisa ihren großen Wunsch begraben musste. Sie versuchte sich damit zu trösten, dass der Sommerurlaub für die ganze Familie sehr wichtig war, aber ihre Traurigkeit war dennoch sehr groß.

 

An Lisas Geburtstag war es dann schon morgens angenehm warm – es sollte ein sonniger Tag werden. Da Samstag war, konnte Lisa ausschlafen und stürmte erst gegen 9 Uhr ins Esszimmer.

Mama, Papa und Max warteten schon und empfingen sie mit offenen Armen. Jeder drückte und knuddelte Lisa ganz fest – sogar Dackel Benni kam dazu und versuchte Lisa auf seine Weise zu begrüßen. Lisa genoss die Aufmerksamkeit und Mama stimmte ein Geburtstagsständchen an, in das Papa und Max einfielen. Zwar klang es nicht so gut, weil Papa keinen Ton traf, aber es kam von Herzen und das spürte Lisa.

 Als Nächstes zündete Mama die Teelichter auf dem Frühstückstisch an – eine Zehn aus genau zehn Teelichtern. Als alle brannten, durfte Lisa sie mit einem Mal auspusten und sich dabei etwas wünschen (ihr könnt euch sicher vorstellen, was Lisa sich gewünscht hat).

Dann war es Zeit, die Geschenke auszupacken. Bei einigen Päckchen konnte Lisa schon an der Form erkennen, was eingepackt war. Bücher und CDs verraten sich immer von ihrer Größe und Form her. Langsam öffnete Lisa ein Päckchen nach dem anderen und machte es damit sehr spannend. Im ersten waren zwei Bücher, dann packte sie ein supercooles T-Shirt aus und als nächstes eine CD von ihrem Lieblingssänger, zusammen mit einem silbernen Armband, an dem mehrere Kristalle baumelten. Max hatte seiner Schwester eine besondere Glückwunschkarte gebastelt und ihr einen glänzenden Glückstaler hineingeklebt. Lisa bedankte sich herzlich.

Und dann konnten sie sich endlich über die vielen guten Speisen hermachen. Papa liebte zum Frühstück Rührei mit Speck, Mama mochte am liebsten weiße Brötchen mit verschiedenen Marmeladen, Max aß wie immer ein Brötchen mit Schokoaufstrich, und Lisa verputzte ihre Brötchenhälften mit verschiedenen Käsesorten. Natürlich gab es dazu für jeden sein Lieblingsgetränk: für Papa Kaffee, für Mama Früchtetee, für Max Kakao, und Lisa durfte zur Feier des Tages ein kleines Glas Cola zum Frühstück trinken.

 

Nach dem Essen ging Lisa erst mal duschen und zog sich dann für den Tag an. Sie freute sich schon darauf, dass Anna bald kommen würde, und später am Nachmittag würden dann noch drei andere Freundinnen dazukommen. Und wirklich – es dauerte nicht lange, bis Anna an der Tür klingelte. Als Lisa öffnete, fiel ihr die Freundin erst mal stürmisch um den Hals und gratulierte ihr zum Geburtstag. Dann überreichte sie Lisa ein kleines Päckchen und sagte: „Das darfst du aber erst später aufmachen. Dann ist die Freude größer.“

Lisa nahm das Geschenk und legte es zu den bereits ausgepackten Sachen ins Esszimmer. Dann gingen die beiden Mädchen nach oben. Sie hatten einander wie immer viel zu erzählen, und so merkten sie gar nicht, wie die Zeit verstrich.

 Am frühen Nachmittag rief Mama sie nach unten. Oma Elli und Opa Willi waren gerade angekommen und warteten im Esszimmer auf das Geburtstagskind. Lisa stürmte die Treppe hinunter und fiel ihren Großeltern in die Arme. Auch von ihnen erhielt sie viele Glückwünsche. Außerdem hatte Oma Elli einen toll aussehenden Geburtstagskuchen gebacken: eine Erdbeertorte, auf der verschiedene Figuren standen. Lisa war sprachlos. Über die ganze Torte verteilt war ein kleiner Springparcours aufgestellt, dazwischen standen kleine Pferde mit ihren Reitern.

In ihr stieg ein Gefühl hoch, das sie nicht so recht verstand. Da war die Freude, Oma und Opa zu sehen, dann die Freude über die tolle Torte, aber dazu kam die Traurigkeit, dass ihr größter Wunsch eben nicht in Erfüllung gehen konnte. Diese Gefühlsmischung sorgte dafür, dass Lisa einen Moment lang Mühe hatte, nicht loszuweinen.

Doch in diesem Augenblick kam Max ganz aufgeregt ins Zimmer gestürmt. „Lisa, Lisa! Da steht ein großes Paket im Flur! Komm, schnell, das ist für dich!“ Verwirrt sah Lisa ihre Eltern an, die zuckten aber nur mit den Schultern. Dann schaute sie zu Oma und Opa – die beiden strahlten übers ganze Gesicht. Opa Willi durchbrach das Schweigen und sagte: „Jetzt geh schon und schau nach, was drin ist!“

Lisa spürte, dass da gerade etwas ganz Besonderes passierte. Sie nahm Max an die Hand und ging, erst langsam, dann aber immer schneller in den Flur. Vor dem großen, in buntem Papier eingepackten Paket blieb sie stehen. Die Spannung wurde fast unerträglich. Sie spürte, wie ihr Herz anfing schneller zu pochen. Jetzt trat auch Anna neben sie und sagte: „Komm schon, mach es auf! Da wird schon kein Ungeheuer drin sein.“

Lisa kniete sich hin und riss das Papier ab. Dann öffnete sie langsam den Deckel der Kiste. Und was sie dann sah, ließ alle Gefühle, die sich in ihr angestaut hatten, hervorbrechen. Sie kreischte einmal laut auf und fing dann vor Freude an zu weinen. Mit jeder Träne löste sich die Spannung in Lisa weiter auf. Sie war der glücklichste Mensch auf dieser Erde! In dem Paket befanden sich tatsächlich Reitstiefel, -helm und -hose sowie ein kleiner Koffer mit Utensilien zur Pferdepflege. Lisa warf sich Oma und Opa an den Hals und drückte die beiden ganz fest. Die Großeltern waren selbst den Tränen nahe – sie hatten nicht geahnt, wie glücklich sie ihr Enkelkind damit machen würden.

Als Nächstes ging Lisa zu ihren Eltern und bedankte sich auch bei ihnen. Schließlich mussten sie mit Opa und Oma gesprochen haben, sonst hätten die ja gar nicht gewusst, worüber sich Lisa so sehr freuen würde. Und Max umarmte sie auch noch – einfach um ihm zu zeigen, wie glücklich sie war.

Da sagte Anna: „Und jetzt darfst du auch mein Geschenk aufmachen.“ Das ließ sich Lisa natürlich nicht zweimal sagen, und gleich darauf hielt sie ein tolles Paar Reithandschuhe und einen Gutschein für ihre erste Reitstunde in der Hand. Quietschend fiel sie ihrer besten Freundin um den Hals. „Du hast davon gewusst?!“ „Natürlich wusste Anna davon“, sagte Mama lachend. „Wer glaubst du denn, hat uns gesagt, was man als Reiterin so alles braucht?“

Zusammen mit Anna schleppte Lisa das Paket in ihr Zimmer. Dort wurden die Sachen erst mal ausgepackt und begutachtet, und Anna schlug Lisa vor, Reithose und -stiefel doch direkt mal anzuprobieren. Lisa traute sich zuerst nicht, willigte dann aber doch ein – schließlich würde sie die Sachen bald regelmäßig tragen. Alles passte wie angegossen, und sie war nicht nur glücklich, sondern auch mächtig stolz. Dann setzte sie sich noch den Helm auf und ging so nach unten, um sich ihrer Familie zu präsentieren. Die freuten sich mit Lisa und sagten, sie sehe sehr gut aus, wie eine richtige Reiterin.

Nachdem Lisa die Sachen wieder ausgezogen hatte, gingen sie und Anna auf die Terrasse, um gemeinsam den Tisch für die Feier mit den Freundinnen zu decken. Kaum waren sie fertig, da klingelte es auch schon an der Haustür und die Geburtstagsparty konnte starten.